Elisabeth Biedlingmaier
Künstlerin
Ich knüpfe Seile zu Knoten und Mustern, diese stehen für Erfahrungen im Leben. Würden wir für jedes einzelne Erlebnis einen Knoten machen, so hätten wir zum Schluss ein Geflecht, das für unser Leben steht. Diese Erfahrungen teile ich in verschiedene Themen auf und hänge die verknoteten Seile an Gestelle, die menschengross sind. So stehen die Betrachtende mit ihren eigenen Erfahrungen, wie vor einem Spiegel und geben dem Werk ihre ganz eigene Bedeutung und Interpretation. Im besten Falle erfahren sie dabei etwas über sich selbst.
Während meines Studiums habe ich die Makramee Technik wieder für mich entdeckt. Zuvor hatte ich vor allem mit Fotografie und Video gearbeitet. Durch den Input in den Seminaren, die Mentorate mit Dozenten und die theoretische Abschlussarbeit, konnte ich die meiner neuen Arbeitsmethode zugrunde liegende Konzepte und Themen, wie Care und Healing, präzisieren und ausformulieren.
Die Suche nach einem neuen gemeinsamen Nenner. Das dringende Bedürfnis nach mehr Mitgefühl, Gemeinsamkeit und Fürsorge. In einer Zeit, die von Krisen und fake news bestimmt ist, in der wirtschaftliche und politische Unruhen unzählige Flüchtlinge betreffen, in der die Gleichstellung von Geschlechtern und Gesellschaften noch weit entfernt ist, müssen wir uns gegenseitig heilen, nicht nur auf sozialer, sondern auch auf individueller Ebene.
Nein. Ich stelle aber fest, dass in den letzten Jahren in Zürich immer mehr Kulturschaffende aus anderen Ländern selbst etwas auf die Beine stellten, was der Kunstszene im allgemeinen sehr gut tut. (z.B. Last Tango)
Momentan mache ich eine Ausbildung im energetischen Healing und lese „Politik der Affirmation“ von Rosi Braidotti.
Seit August bin ich Teil des Programms „What`s next_Studio“, dazu gehören unter anderem ein Atelier und die Nutzung der Werkstätte. Beides ist essentiell für meine Arbeit. Die Räume im Media Campus sind gross und hell, was beim Knüpfen und Denken von Vorteil ist und für die Gestelle gehe ich in die Metallwerkstatt.
Ich bin Teil von zwei Künstlerinnen-Kollektiven: „Bad Lab“ und „M. Paradoxa“. M. Paradoxa ist z.B. aus einer Study Group im MFA zur Praxis von Doris Stauffer entstanden. Mit Bad Lab experimentieren wir mit verschiedenen Medien und Formaten um das Thema Pflanzen.
Die Übergänge zwischen Beruf und Alltag sind sehr fliessend. Präsenz ist ein wichtiges Stichwort. Ein Netzwerk entsteht indem man gemeinsame Projekte stemmt und sich gegenseitig unterstützt. Ich habe eine zeitlang auch kuratiert, da mir ein freier Raum zur Verfügung stand. Es war spannend, eine neue Perspektive auf das „Kunstbusiness“ zu werfen und von und mit anderen zu lernen.
Vieles ist momentan in der Schwebe, daher ist es schwierig zu sagen. Ich möchte dazu beitragen durch die Kunst neue mögliche Vorstellungen von unserem Selbstverständnis und Zusammenleben zu entwerfen, dazu gehören auch neue Ausstellungsformate.
Wenn das was ich tue mich persönlich weiter bringt und Sinn für mich macht. Anerkennung von aussen ist motivierend, aber nicht ausschlaggebend.
Eine offene Streitkultur. Reisen in ferne Länder.
Die neuesten Entwicklungen. Es bleibt spannend… Nach Donna Haraway ist es von Gewicht, welche Gedanken Gedanken denken (Unruhig bleiben, S. 59). Welche neuen Gedanken sind jetzt notwendig?
Heilung ist die Grundlage für eine heile Welt. Ich wäre Heilungsforscherin.
Es werden schon alle Fragen gestellt, nur verschaffen sich manche kein Gehör oder werden zu einem ungeeignetem Zeitpunkt gestellt oder im falschen Rahmen.