Philippe Heule
Autor & Regisseur
Liebes Kind. Ich mache Theater. Theater machen heisst ein paar Menschen stehen auf einer Bühne, versuchen die Welt zu beschreiben und stellen komplizierte Fragen. Häufig verkleiden sie sich dazu und spielen eine Rolle, das heisst sie tun so, als wären sie jemand anders. Das sind die Schauspieler*innen. Manchmal tun sie aber auch so, als wären sie sich selbst. Die nennt man dann Performer. Häufig steht ein Mensch vor der Bühne und sagt, was und wie gespielt werden soll. Das ist ein*e Regisseur*in. Ein*e Autor*in schreibt auf, was gesagt werden soll. Aber manchmal wird auch gar nichts gesagt. Und manchmal entscheiden die auf der Bühne selbst, was und wie sie spielen möchten. Meistens dauert es ein paar Wochen, bis sich die Leute, die Theater machen sich getrauen etwas zu zeigen. Herausfinden, was und wie man etwas zeigen möchte nennt man proben. Dann kommt der Moment, wo sich ein Publikum das Theater anschaut. Manchmal spielt es aber auch selbst mit. Die Bühnen sind meistens in Theaterhäusern, aber eigentlich kann alles eine Bühne sein, wenn man das möchte.
Im Prinzip mache ich immer noch das Gleiche wie im Studium. Irgendwie setzt sich das Studium fort. Die simulierte Arbeitsrealität im Studium ist jetzt Arbeitsrealität und das Schreiben von Konzepten und Projekt-Dossiers nimmt nun viel mehr Raum ein.
Wie selbstzerstörerisch sich die Menschheit auf dem Planeten eingerichtet hat und wie sie sich weiterhin einrichtet und zurichtet. Versteckte Formen und Folgen von Macht & Gewalt und wo diese in der Schweiz zu finden sind.
Der freien.
Ganz akut: Das Nachdenken über eine postkoloniale Schweiz und Texte und Gespräche dazu. Ebenfalls akut, weil gerade zu Ende gelesen und als inspirierend empfunden: „die Jahre“ von Annie Ernaux. Chronisch und allgemein: Gespräche mit Freund*innen, zufällige Begegnungen, Texte aller Art, Kunstwerke aller Art(auch schlechte), der Abstand zu Social Media, unterwegs sein, kochen, ein Bergsee oder ähnliches etc.
Ich brauche schöne Experimentierräume und nicht zu knappe Zeiträume.
in unterschiedlichen Formen, je nach Zusammenhang. Ich arbeite teilweise in kollektiven Zusammenhängen, wo die Funktionen und daraus entstehenden Hierarchien immer wieder neu ausgehandelt werden. Zwar suche ich als Autor oder als Regisseur auch immer wieder die künstlerische Leitungsfunktion, der kollektive Gedanke ist mir aber auch dann wichtig, dass nicht über jemand hinweg bestimmt wird und dass gemeinsam und als Team gedacht wird.
Das Netzwerk funktioniert über: Freundschaften und Arbeitsbeziehungen, die teilweise im Studium begonnen haben und fortgeführt werden oder auch neu und manchmal auch völlig zufällig entstehen. Man begegnet sich immer zweimal, mindestens, das kann sehr gut sein oder auch das Gegenteil Premierenfeiern oder Festivalpartys mit Weisswein und Zigaretten, Als Nichtraucher sind die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme erschwert, weswegen für einzelne Abende immer wieder mit dem Rauchen angefangen wird. Verbände und Kooperativen mit regelmässigen Zusammenkünften in Stuhlkreisen. Facebook, Instagram und unterschiedlichste WhatsApp-, Telegram- und Signal-Gruppen.
Ich wäre gerne bei Greenpeace dabei, aber sie haben noch nicht auf meine Mail geantwortet.
Das Gefühl, dass man mit seiner Arbeit andere begeistert Die Überzeugungsarbeit nimmt ab und Visionen können schneller und mit weniger Kompromissen umgesetzt werden. Man hat die Wahl mit wem und wo man arbeiten möchte. Wenn man jemanden für ein Projekt anfragt, hat diese Person immer Zeit. Nicht mehr von den Verwandten (oder auch Unbekannten) gefragt werden: „Kannst du davon leben“ und „Wann kommst du im Fernsehen, zum Beispiel im Tatort?“
Ich glaube Heiner Müller hat mal gesagt, die Theatermacher*innen sollen alle nach Hause gehen und schauen, ob sie überhaupt irgend jemand vermisst. Während Corona sind wir nun alle nach Hause gegangen und ich hab das Theatermachen, und vor allem auch das Schauen sehr vermisst. Ich habe auch für mich festgestellt, dass Theater im Internet nicht wirklich Theater ist. Ich vermisse generell kluge und kritische Stimmen in ausführlichen Gesprächen im Mainstream. Und Velowege in Zürich.
Mich haut immer wieder um, wie langsam und wirtschaftsfreundlich auf die zerstörerischen Auswirkungen des Turbo-Kapitalismus reagiert wird.
Eventuell Besatzungsmitglied der Greenpeace-Flotte, obwohl ich nicht weiss in welcher Funktion und mit welcher Kompetenz.
Wie reich und wie studiert sind deine Eltern?