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Milan Siljanov

Internationaler Opernsänger

Wie erklärst du einem Kind, aus was deine Arbeit besteht?

Meinem 3-jährigen Sohn sage ich immer, dass ich ins Opernhaus gehe, um den Leuten eine Geschichte zu erzählen. Ich erkläre ihm auch, dass ich auf einer Bühne stehe und „Lieder" singen darf. Er erfährt von mir, dass ich zu Hause üben muss, damit abends meine Stimme groß genug ist, damit alle mich hören können. Sein Kommentar ist dann meistens ein trockenes „aber bitte nicht so laut!“.

Wieviel hat das was du aktuell tust mit deinem Studium zu tun?

Fast alles, was ich im Studium gelernt habe, fließt in meine Arbeit ein. Die tägliche Auseinandersetzung mit meiner Stimme ist ein wichtiger Bestandteil meines beruflichen Lebens. Momentan kommen mir vor allem die erlernten Fertigkeiten meines Performance Masters zugute, da genau diese in einem Opernbetrieb angewandt werden müssen.

Was beschäftigt dich momentan am meisten?

Ich frage mich oft, wie es mit unserer Branche weitergeht. Es sind düstere Zeiten, vor allem für freischaffende Musiker. Ich habe das Glück, dass ich eine Festanstellung habe und somit eine finanzielle Sicherheit habe. Früher oder später müssen wir uns alle fragen, wie und ob wir die Kultur in unserer Gesellschaft aufrecht erhalten wollen. Die politischen Tendenzen, die Kultur auf das Abstellgleis zu stellen, sind erschreckend und besorgniserregend.

Fühlst du dich zu einer bestimmten Szene zugehörig?

Nein. Ich bin zwar Opernsänger und arbeite in der „Kulturszene“, habe aber noch ganz viele andere Interessen. Würde ich mich ausschließlich mit Künstlern umgeben, würde ich wohl den Verstand verlieren.

Wer oder was inspiriert dich?

Inspirationen schöpfe ich aus verschiedenen Quellen. Aus Gedichten, aus der Musik, Der Natur oder aus Bühnenbildern, aus Mitmenschen und aus Erlebnissen. Inspirationen kommen meistens unverhofft und das ist das Schöne daran.

Welche Räume brauchst du, welche braucht deine (Praxis)?

Ich brauche vor allem Räume, wo ich zur Ruhe finden kann. Diese Räume finde ich bei meiner Familie. Meine Praxis braucht Räume, welche mich inspirieren. Mein Arbeitsplatz, die Bayerische Staatsoper, ist ein solcher Raum!

In welcher Form arbeitest du mit anderen zusammen?

Auf verschiedenste Art und Weise. Ich singe mit unterschiedlichen Orchestern, mit Pianisten und in kammermusikalischen Settings. Ich arbeite mit Dirigenten und Regisseuren, mit Bühnentechnikern und Choreographen, mit meiner Agentur und dem Betriebsbüro der Oper. Ein großer Teil meiner Arbeit hat nur wenig mit Musik zu tun.

Wie funktioniert dein (berufliches) Netzwerk, welche Rolle spielt es im Alltag?

Sehr viel läuft über die Mund-zu-Mund-Propaganda. Deshalb tut man gut daran, sich immer professionell zu benehmen, vorbereitet und pünktlich zu Proben zu kommen und freundlich und kollegial zu sein. Es ist erstaunlich wie weit man mit der richtigen Einstellung kommen kann.

Wo wärst du gern dabei oder vertreten?

Ich wäre gerne Stürmer bei Bayern München, aber dieser Zug ist längst abgefahren.

Wie würdest du für dich Erfolg definieren?

Erfolge sind vielschichtig. Ich erinnere mich daran, wie ich vor drei Jahren eine Rolle vorbereiten musste und ich mich dagegen gesträubt habe, denn ich dachte zu jenem Zeitpunkt die Rolle sei zu schwer für mich. Als ich dann - durch einen Aneinanderreihung glücklicher Zufälle - die Möglichkeit bekommen habe, diese Rolle auf der Bühne des Nationaltheaters zu singen, verbuchte ich das als ein großer, persönlicher Erfolg.

Etwas das du aktuell vermisst? Etwas das du immer vermisst?

Ich vermisse den normalen Opernbetrieb. Ich vermisse die Stimmung vor der Aufführung, den Adrenalinschub kurz bevor man auf die Bühne geht, das grelle Licht der Scheinwerfer, die Silhouette des Publikums, den Klang aus dem Orchestergraben, das gemeinsame Singen, den Applaus, die Spannung, die Erleichterung. All das, was eine Live-Performance ausmacht. Die Echtheit und die Unmittelbarkeit.

Etwas das mich umhaut?

Der Klang des Bayerischen Staatsorchester unter der Leitung von Kirill Petrenko (vor allem bei Wagner-Opern)!

Was wärst du sonst geworden, wenn nicht …?

Das wüsste ich gerne selbst!

Welche Frage wird nie gestellt, sollte aber?

Sollten Sänger eigentlich wissen, wie man Noten liest?